Vom 13. bis zum 15. Februar 1945 zerstörten allierte Bombenangriffe weite Teile der Dresdner Innenstadt. Zwischen 20.000 und 25.000 Menschen kamen dabei ums Leben. Es war der letzte Akt eines zerstörerischen Krieges, den die Nazis von deutschem Boden ausgehend in der ganzen Welt entfesselt hatten. Er wurde begleitet vom systematischen Massenmorden des Holocausts, dem nicht nur Millionen von Jüdinnen und Juden, sondern auch Sinti und Roma, andere ethnische Gruppen, Homosexuelle, sogenannte 'Assoziale' und politische Gegner*innen zum Opfer fielen. Jetzt traf der Krieg auch Dresden, eine Stadt, die sich bis kurz vor Kriegsende in Sicherheit wähnte, die aber ein Zentrum der Rüstungsindustrie, eine nationalsozialistische Hochburg und der letzte intakte Knotenpunkt für Kriegstransporte an die Front gewesen war.
Unmittelbar nach den Angriffen setzte die propagandistische Verwertung des Geschehens ein. Wesentliche Elemente, die in der anlaufenden Pressekampagne unter der Feder des Propagandaministers Josef Goeppels gesetzt wurden, blieben im Anschluss über Jahrzehnte wirkmächtig. Dazu gehörte die Überdehnung der Faktenlage. Dresdens Zerstörung wurde unter den Gesichtspunkten der Singularität, Massivität und der Opferzahlen mythologisiert, letztere bewusst durch Auslassungen, Gerüchte und Halbwahrheiten in die Höhe getrieben. In dieser Erzählweise war der Charakter der Stadt - unschuldig; Die Qualität des Ereignisses - einzigartig; Die Dimension der Bombennacht - unerwartet und plötzlich. Nichts von diesen Erzählfiguren basierte auf der Wirklichkeit. Dresden war eine NS-Hochburg und kriegsbedeutende Stadt wie viele andere auf deutschem Boden, die Stadt wurde auch nicht stärker zerstört oder hatte mehr Opfer zu beklagen als andere Städte, die Angriffe kamen auch nicht gänzlich aus dem Nichts, sondern hatten sich bereits vorher angekündigt. Sie machten Dresden aber unmittelbar zum Symbol für die zerstörerische Wirkkraft des alliierten Bombenkrieges und begründen bis heute einen Sonderstatus Dresdens in der deutschen Erinnerungskultur an den 2. Weltkrieg.
Die einmal gesetzten Erzählungen der nationalsozialistischen Propaganda wurden auch nach der deutschen Niederlage und der sowjetischen Besatzung Dresdens nicht gebrochen, sondern vielmehr verwertet. Im aufziehenden kalten Krieg stand die 1949 gegründete DDR gemeinsam mit der Sowjetunion in Systemkonkurrenz zum Westen. Sie selbst inszenierte sich als antifaschistisch, internationalisisch und friedensorientiert, während dem Westen vorgeworfen wurde, als imperialistischer Kriegstreiber die Sicherheit und den Weltfrieden zu gefährden. Die Zerstörung Dresden war hierbei als Symbol nützlich, war sie doch von den Westalliierten und nicht von der Sowjetunion durchgeführt wurden. Die 'unschuldigen Opfer' der Bombennacht des 13. Februars wurden nun als Opfer des 'anglo-amerikanischen' Angriffs - einer Formulierung, die direkt der NS-Propaganda entlehnt wurde - in einem eigentlich 1945 schon gewonnenen Krieg umgedeutet. Der Bombenangriff sollte die Dimensionen westlichen Agressionspotentials auch erinnerungskulturell verdeutlichen. Zunehmend wurde dabei der Ursprung, nämlich der begonnene Krieg des nationalsozialistischen Deutschlands, ausgeblendet.
Ursprünglich gegen die staatliche Gedenkmaschinerie der DDR gerichtet, etablierte sich in den 1980er Jahren ein stilles Gedenken an der Frauenkirche, dass im eigentlichen Sinne eine Privatisierung der Erinnerung an die Kriegstoten in Dresden darstellte. Friedensaktivist*innen stellten Kerzen auf und gedachten der Zerstörung der Stadt mit einem Gestus, der die Stärkung internationaler Friedensbemühungen mit einschloss. Nach der Wende wurde an dieses Gedenken angeknüpft. Jedoch fand auch hier eine von städtischen und hoheitlichen Repräsentant*innen ausgehende Überhöhung hin zum staatlichen Erinnerungsakt statt, der sich zwar um die Betonung der historischen Dimensionen von Ursache und Wirkung bei der Zerstörung Dresdens bemühte, jedoch weiterhin auf den Erzählungen früherer Jahrzehnte aufbaute und die Geschichte Dresdens als Ort nationalsozialistischer (Gewalt)-Verbrechen, massenhafter Zwangsarbeit und allgegenwärtiger Verfolgung auch auf der Alltagsebene weitestgehend ausblendete. Das Gedenken am 13. Februar sollte nicht der historischen Bewusstmachung nationalsozialistischer Verbrechen dienen, sondern war ein von diesen weitestgehend losgelöster allgemeiner Friedens- und Versöhnungsakt.
Die mangelhafte historische Durchdringung, die Wirkmacht langfristig entwickelter Bilder ursprünglicher NS-Propaganda und die in Dresden allerorts vorzufindende Sehnsucht nach der Opfererzählung machten es Geschichtsrevisionist*innen, wie dem rechtsgerichteten Historiker und Holocaustleugner David Irving einfach, mit längst widerlegten Thesen den Mythos Dresdens zu verstärken. Auf Basis falscher oder gar gefälschter Quellen trieb er Opferzahlen in die Höhe und bediente damit ein Publikum, dass sich nach Entlastung von Verantwortung sehnte. Zu einem seiner Vorträge kamen Anfang der 1990er Jahre tausende in den Dresdner Kulturpalast. Zunehmend begannen auch Neonazistrukturen und Neonaziaktivist*innen, die in dieser Zeit massiv in die Öffentlichkeit traten, das Opfergedenken zu vereinnahmen. Zuerst hielten sie nur Transparente hoch, später begannen sie mit Trauermärschen der Bombennacht zu gedenken und stilisierten dabei Dresden zum Opfer alliierter Kriegsverbrechen hoch. Die NPD sprach vom 'Bombenholocaust' und relavierte damit die Vernichtung von Millionen von Jüdinnen und Juden und stellte diese auf eine Stufe mit der Zerstörung Dresdens. Das 'stille' Gedenken bot demgegenüber keinen wehrhaften Rahmen. Lauter Protest war unerwünscht oder erschien zumindest unangebracht, weshalb die nun wachsenden Neonnaziaufmärsche um den 13. Februar ohne größeren Widerspruch blieben und schließlich zu einem der größten dieser Art in Europa wuchsen.
Erst gegen Ende der 2000er Jahre fanden sich dagegen Ansätze. Die Diskussion um Art, Formen und Möglichkeiten einer angemessenen, gleichzeitig den Nationalsozialismus mit einschließenden Erinnerungen wurden durch Formen und Aktionen der Zivilgesellschaft in Dresden bestärkt. Erste Protestbündnisse wie "Geh-Denken" 2009 mobilisierten mehr als zehntausend Menschen gegen den gleichzeitig stattfindenden Neonaziaufmarsch. Jedoch konnte dieser geschichtsrevisionistische Trauerzug ebenfalls annähernd 10.000 Menschen vorweisen. 2010 fand sich schließlich unter dem Label "Nazifrei! Dresden stellt sich quer" ein Bündnis aus Initiativen, Gewerkschaften, Parteien und linksradikalen Gruppen zusammen, um mit einem Konzept, dass bereits erfolgreich in anderen Städten Anwendung gefunden hatte, den Neonaziaufmarsch zu beenden. Mit Hilfe von Menschenblockaden wurden die Plätze rund um den Aufmarschort der Neonazis besetzt. Eine Durchführung des Trauermarsches war so nicht möglich. Erstmals fand dieser 2010 so nicht mehr statt. Der Erfolg wurde in den Folgejahren wiederholt. Zugleich veränderte sich angesichts polarisierender Diskussionen in der Stadtöffentlichkeit langsam der Rahmen der Erinnerung des 13. Februars. Dresden wurde Dank der Blockaden für Neonazis unattraktiv. Zu den Ansätzen des Bündnisses "Dresden Nazifrei", so die Kurzform, gehörte auch eine Intervention in den städtischen Gedenkdiskurs. Mit dem Mahngang Täter*innenspuren wird seit 2011 rund um den 13. Februar die Geschichte der Stadt als Täter*innenstadt des Nationalsozialismus in den Blick genommen und so der Fokus auf die Alltäglichkeit der NS-Diktatur im städtischen Raum gelenkt und die Verantwortung größerer Teile der Stadtbewohner*innenschaft für die Beteiligung oder zumindest Unterlassung von Hilfeleistungen an den nationalsozialistischen Verbrechen betont.